Kommentar (2013)
Höher, schneller, weiter – das war einmal. Die Ära des ewigen Wachstums ist vorbei. In einer Welt mit begrenzten Ressourcen sind teure und umweltzerstörerische Prestigeveranstaltungen wie die Olympischen Spiele nicht mehr zeitgemäß. Das haben die Bürger von München, Garmisch-Partenkirchen, dem Landkreis Traunstein und im Berchtesgadener Land mit ihrer Entscheidung gegen die Olympischen Spiele zu recht deutlich gemacht. Die Interessen von machtbesessenen Politikern und gierigen Funktionären sind oft nicht die der Bevölkerung.
Mit fadenscheinigen Begründungen und Schlagwörtern wie „Wachstum“ oder „Infrastruktur“ sollten die Bürger geködert werden. Statt mit stichhaltigen Fakten zu überzeugen, beklebten die Olympia-Befürworter die betroffenen Orte mit Plakaten, von denen prominente Ja-Sager mit inhaltsleeren Jubelparolen grinsten. Die Bürger aber haben das Spiel durchschaut. Am Ende scheiterte die Allianz der Mächtigen aus CSU, SPD, Freien Wählern, ADAC, Audi und FC Bayern.
Die besseren Argumente hatten die Gegner: Olympische Spiele sind teuer, offiziell werden die Kosten für die Winterspiele 2022 bereits jetzt mit 3,3 Milliarden Euro beziffert. Bisher aber übertrafen die tatsächlichen Kosten der Spiele die Schätzungen um ein Vielfaches. Am Ende muss der Bürger den Schuldenberg abtragen – mit Steuergeldern. Anders als von den Befürwortern propagiert, profitieren die Bürger nicht von einem zusätzlichen Wohnungsbau, sondern müssten unter einer sich weiter verschärfenden Mietpreisexplosion leiden. Olympia bedeutet zudem Naturzerstörung – allein in München würden 2.000 Bäume gefällt, das Alpenvorland würde weiter verschandelt werden. Nicht zuletzt ist das Internationale Olympische Komitee (IOC) eine intransparente und undemokratische Organisation, deren Knebelverträge sogar bestehendes Recht aushebeln.
Sklavenarbeit in Katar, Zwangsumsiedlungen in Peking, Justizwillkür in der Ukraine – die Beispiele zeigen wie wenig sich sportliche Großveranstaltungen um Demokratie und Menschenrechte scheren. Einer entwickelten Zivilgesellschaft sind „Brot und Spiele“, mit denen die Mächtigen einst das Volk in Schach hielten, nicht mehr würdig.
Das „Nein“ der Bürger zu Olympia ist keine Entscheidung gegen den Sport an sich, sondern eine aufgeklärte Entscheidung für die Zukunft. Politiker und Funktionäre sollten sich nun dringend Gedanken darüber machen, wie zeitgemäße sportliche Großereignisse künftig aussehen könnten: Spiele, die nicht auf Kosten der Umwelt und der Bürger ausgetragen werden. Die Antwort kann nur lauten: Weniger ist mehr.
Till Dziallas